Psychosophie

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In der Begegnung mit anderen Menschen können wir uns selbst und andere besser verstehen lernen. Wenn wir miteinander sprechen, begegnen sich subjektive Welten. Vielleicht entstehen daraus Einsichten, die für das je eigene Leben von Bedeutung sind.

Dienstag, 15. März 2011

Erdbeben und Atomkraft

Kann man Erdbeben voraussehen? Wie entstehen sie eigentlich und welche Konsequenzen haben sie? Könnten Atomkraftwerke sicherer sein, wenn Erdbeben besser prognostiziert werden?

Eine kurze Vorbemerkung sei gestattet: es geht mir im Moment nur um Fakten, dahinter steht aber noch das Anliegen, in der gegenwärtigen Diskussion eine nüchterne Perspektive darzustellen, die nach der rationalen Grundlage der durchaus verständlichen Ängste fragt.

Liegt es an der Position der Sterne, hätte also ein Astrologe das Erdbeben in Japan voraussehen können? Auf die Idee, so eine Frage zu stellen, wäre ich selbst nicht gekommen, aber dass ein 'Astrologiefan' wie Florian Freistätter sich mit dieser Frage beschäftigt, ist nicht verwunderlich. Auf den Artikel zum Erdbeben in Haiti verweise ich hier nur...

In den Medien wurde in den letzten Tagen oft genug davon berichtet: Ursache für Erdbeben sind die Bewegungen der Erdplatten und besonders kritisch wird es da, wo mehrere Platten aufeinander treffen. Das bedeutet erstmal, dass die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben mit einer Stärke von 8,9 mitten auf einer Platte ziemlich gering ist. Aber heißt das nun, dass die Atomkraftwerke in Deutschland eben doch sicher sind und ein GAU oder Super-GAU in Deutschland überhaupt nicht passieren kann? Nein. Nachdem es bereits mehrere Unfälle in Atomkraftwerken gegeben hat, kann von absoluter Sicherheit keine Rede sein.

Ob das nun als Wahlkampftaktik eingestuft wird oder nicht – der Ansatz, die Sicherheit von Atomkraftwerken genauer unter die Lupe zu nehmen und alle AKWs, die nicht benötigt werden, abzuschalten, hat seine Rationalität. In China und Japan scheint man die Dinge anders zu sehen, andererseits war in manchen Artikeln zu lesen, die Sicherheitsvorschriften in Japan seien wesentlich strenger als bei uns. Gut genug waren sie trotzdem nicht – und die Vorwarnzeit für den Tsunami war viel zu kurz, um wirksame vorbeugende Maßnahmen treffen zu können.

Damit komme ich zur Frage, wie es um die Frühwarnsysteme bestellt ist...

Einen Artikel dazu schrieb die FAZ am 11.März 2011 – dort wird beschrieben, das Frühwarnsystem hätte gut funktioniert und bereits nach 9 Minuten erste Warnmeldungen bereit gestellt. Zugestanden, ohne das System wäre manches noch schlimmer gewesen, aber in Anbetracht der Bilder und der Opfer in Japan ist das ein schwacher Trost. Die simple laienhafte Schlußfolgerung lautet, dass es wohl nicht so einfach ist, Erdbeben und Tsunamis längerfristig vorauszusehen – die Frage, ob sich solche Frühwarnsysteme verbessern lassen, liegt nahe.

Ein Artikel der Uni Potsdam stimmt da skeptisch: die Erde bebt, wann sie will, Schadensbegrenzung ist möglich, aber so wie es aussieht, sind Erdbeben eben nicht langfristig prognostizierbar.  
Eine Darstellung des Tsunami-Frühwarnsystems im Pazifik findet sich in einem Artikel der ZEIT. Das Kernproblem kommt auch hier zum Ausdruck: viel Zeit bleibt selten.

So, jetzt trete ich mal gewissermassen einen Schritt zurück und frage mich, wie vernünftig das eigentlich ist, in einem Erdbebengebiet überhaupt ein Atomkraftwerk zu bauen. Und dann noch an der Küste. Alles was mit Elektronik zu tun hat, reagiert in der Regel nicht besonders begeistert auf Erschütterungen, Hitze und Wasser. Dass in einem solchen Fall alles Mögliche ausfällt, das ist auf jeden Fall vorhersehbar. Wer seine Sinne einigermaßen klar beisammen hat, muss also erkennen, dass in bestimmten Regionen ein erhebliches Risiko besteht, dass es früher oder später zu einer Katastrophe kommt. Und jetzt träume ich mal ein bisschen... steht dort eine Solaranlage oder ein Windrad, gehen vielleicht Solarzellen kaputt oder ein Windrad stürzt um. Schaden entsteht dann auch... aber das ist, wenn es um Menschenleben geht, kein Vergleich zur Gefahr radioaktiver Strahlung.

In Japan kommt noch ein weiteres Problem hinzu: ob und wie genau die Öffentlichkeit über Folgeschäden unterrichtet wird, hängt vom Kraftwerksbetreiber ab. Fukushima I... ist außer Kontrolle geraten und Naoto Kan ist sauer. Nun kann man sich darüber streiten, ob genaue Informationen Panik auslösen würden – aus der Sicht betroffener Bürger steht aber meiner Ansicht nach das Informationsbedürfnis im Vordergrund. Dass der Ministerpräsident aus erster Hand informiert sein möchte, kann ich gut verstehen, trotz des Einwands auf Twitter...


Eine kurze Zwischenbilanz...: Frühwarnsysteme lassen sich bestimmt noch verbessern, aber sie sind im Moment zumindest nicht gut genug, um umfangreiche Vorbereitungen möglich zu machen. Erdbeben und Tsunamis lassen sich nicht wirklich vorhersehen, kontrollieren auch nicht.

Ob es möglich wäre, eine Kernschmelze zuverlässig zu verhindern, wenn eine Vorwarnzeit von mehreren Stunden erreichbar wäre, ist eine schwierige Frage – sie ist aber auch rein hypothetisch. Dass es Naturkatastrophen gibt, denen wir nichts entgegenzusetzen haben, ist eine Sache – das müssen wir akzeptieren, ob es uns nun gefällt oder nicht. Aber darüber hinaus das Risiko von Strahlenschäden einzugehen, das ist ein ganz anderes Thema.

Ganz nüchtern: die Aussage, Atomkraftwerke seien sicher, ist und war schon immer falsch.

Tschernobyl ist lange her... bei You Tube habe ich ein Video ausgegraben, das den Reaktor 20 Jahre später zeigt, also im Jahr 2006.




Schlußfolgerungen? Bitte selbst nachdenken, dazu gehört auch die Frage, ob es ein 'Missbrauch der Katastrophe' ist, wenn neu über Atomkraft nachgedacht wird. Auf einen Artikel aus den Scienceblogs möchte ich noch verweisen, dort sammelt Jörg Rings Quellen zum Fukushima-Kraftwerk-Störfall.

Sachlich und nüchtern zu bleiben ist schwer genug...


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